Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelten sich das Kloster und der Ort über die Jahrhunderte zu voller Blüte.
Pirmin legte im 8. Jahrhundert durch die Einführung der Benediktiner- Regeln den Grundstein für neues Leben. Der Zustrom von Mönchen aus Kreisen des Adels kennzeichnet diese Zeit. Schuttern zählte u. a. neben Bamberg zu den bedeutendsten Reichsklöstern im Land.
Im Jahre 817 belegen ein vom damaligen Abt Beterich in Auftrag gegebenes und von Diakon Luitharius geschriebenes Evangeliar u. a. eine „Hohe Schreibschule" im Kloster. Dieses Dokument befindet sich heute im Britischen Museum in London.
Am 29. September 1016 besuchte kein geringerer als Kaiser Heinrich II, Stifter des kostbaren Bodenmosaiks, das Kloster. Er überquerte bei Erstein den Rhein und übernachtete im Kloster (,,Huius sub regimine rex Heinricus in oppido Offonisvilia..."), um am nächsten Tag die Heimreise nach Frankfurt fortzuführen.
Dieses Mosaik, das die Ermordung Abels durch Kain darstellt, muss man zu den ältesten nichtrömischen Bodenmosaiken in Deutschland zählen.
Zu sehen ist diese nicht mehr vollständige Rarität, die als Grabplatte des Klostergründers Offo diente, in der Krypta der Klosterkirche in Schuttern.
Kriege, Plünderungen und Brandschatzungen waren im Mittelalter ein häufiger Begleiter.
So wurde das Kloster einige Male ein Raub der Flammen ( 938, 1153, 1166, 1169, 1240, 1334, 1520, 1770). Doch fleißige Hände und der Glaube an Gott haben Menschen dazu bewogen, diese Stätte der Kultur immer wieder aufzubauen, was in der damaligen Zeit kein leichtes Unterfangen war.
Hunger trieb die Bevölkerung immer wieder zu Händeleien mit der Obrigkeit. Die alljährlich stattfindende Armenspeisung hat hier nur für kurze Zeit Linderung geschaffen.
Am 6. Mai 1770 besuchte die Erzherzogin Maria Antonia, Tochter der Kaiserin Maria Theresia, das Kloster. Von Schloss Schönbrunn setzte sich der Brautzug der Marie Antoinette, wie die Braut des Dauphins und späteren Königs von Frankreich jetzt hieß, in Bewegung.
In ihrem Gefolge kamen 257 Personen mit 57 Wagen und 450 Zug- und Reitpferden. Nicht zu vergessen die Kammerdiener, Hofdamen und Lakaien sowie die Küchenhierarchie von sage und schreibe 73 Personen.
Kanonenfeuer und Glockengeläut begrüßten die Ankömmlinge. Das Volk stellte sich entlang der Klostermauer auf und jubelte. Das Fest fand seinen Höhepunkt in einem pompösen Feuerwerk, das alle Zuschauer zur Begeisterung hinriss.
Am nächsten Morgen, nach der hl. Messe in der Hauskapelle, setzte sich der Tross wieder in Bewegung. Bei Kehl wurde Marie Antoinette auf einer Insel im Rhein von ihrem zukünftigen Hofstaat in Empfang genommen und zum französischen Hof begleitet.
Nach ausschweifenden Jahren in Frankreich fand sie aber ein jähes Ende. Die revolutionäre Übermacht hat auch vor dem Hofe Frankreichs nicht Halt gemacht.
Im Jahre 1793 wurde sie auf einem Schinderkarren zur Hinrichtung auf die Guillotine geführt.
Die Säkularisation im Jahre 1806 war der schmerzliche Niedergang einer einst blühenden Abtei. In über elf Jahrhunderten haben der Ort und das Kloster den Menschen in der Region Arbeit und Brot gegeben. Ist es dem Kloster gut gegangen, so ging es auch den Menschen gut. Ist es dem Kloster aber schlecht gegangen, so ging es auch den Menschen schlecht!
Und es gab viele schlechte Jahre und Jahrzehnte!